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Milliardenübernahme in Europa: Microsoft will sich Minecraft schnappen, das Lego des digitalen Zeitalters

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Über 50 Millionen Mal wurde das Kultspiel Minecraft bisher heruntergeladen. Jetzt soll Microsoft das in Schweden ansässige Betreiberunternehmen für rund zwei Milliarden Dollar übernehmen wollen. Ein derartiger Deal müsste auch im Lichte von Facebooks jüngster Akquisition von Oculus VR betrachtet werden.

Minecraft

2014 entwickelt sich immer mehr zum Jahr der überraschenden Mega-Übernahmen im Technologiesektor. Nach Nest, WhatsApp, Oculus VR und Twitch steht jetzt der nächste bisher nicht als akutes Akqusitionsobjektet gehandelte Anbieter vor einem Milliarden-Deal. Gemäß Wall Street Journal (via) führt Microsoft ernsthafte Übernahmeverhandlungen mit den Machern des Onlinespiels Minecraft. Im Raum stehe eine Summe in Höhe von rund zwei Milliarden Dollar. Der Abschluss der Akquisition könne noch in dieser Woche verkündet werden.

Die Spiel, in dem Nutzer aus würfelförmigen Blöcken virtuelle 3D-Welten bauen, entstand als Freizeitprojekt des schwedischen Programmierers und Piratenpartei-Mitglieds Markus Persson. Er entwickelte die heute für Windows, Mac, mobile Geräte, Xbox und Playstation angebotene Software unter dem Dach seiner 2009 gegründeten Firma Mojang. Das aktuell für 19,95 Euro angebotene Spiel hat sich in den vergangenen Jahren zu einem globalen Hit entwickelt und kürzlich nach Schätzungen die Marke von 50 Millionen Downloads durchbrochen.

Minecraft kann gut und gerne als das Lego des digitalen Zeitalters bezeichnet werden und besitzt ähnliche kreativitäts- und fantasiebefördernde Charaktermerkmale. Es existiert sogar eine Lego-Produktlinie “Minecraft”. Jüngst sorgte Minecraft für Schlagzeilen, als ein Nutzer innerhalb der virtuellen Welt eine in dieser funktionierende Festplatte zusammengebastelt hatte. Die Tatsache, dass Gamern und Tüftlern innerhalb von Minecraft kaum Grenzen gesetzt werden, macht zusammen mit dem kollaborativen Charakter – User können sich zusammenschließen und im Team komplexe Bauprojekte errichten – den besonderen Reiz des Programms aus. Ein weitreichendes Ökosystem aus Erweiterungen und Modifizierungen (Mods) verstärkt die emotionale Bindung der User sowie ihr Engagement für das Spiel.

An der Attraktivität der in Stockholm beheimateten Minecraft-Betreiberfirma Mojang als Übernahmeobjekt gibt es wenig Zweifel. Ohne nennenswerte externe Mittel hat das Unternehmen mit seinen laut LinkedIn weniger als 100 Mitarbeitenden ein Kultprodukt entwickelt, das sowohl in Gamer-Kreisen als auch Kinderzimmern eine hohe Popularität und Wertschätzung genießt und als Marke eine ähnlich schillernde Zukunft vor sich haben könnte wie Lego. Auch was den erwarteten Durchbruch neuer Technologien an der Schnittstelle zwischen online und offline angeht, wie Augmented und Virtual Reality, bietet Minecraft einiges an Potenzial.

Dennoch würde eine Exit an einen Giganten wie Microsoft überraschen. Minecraft-Erfinder Markus Persson präsentierte sich immer als überzeugter Indie-Entwickler, der wenig für die Milliardengeschäfte der kommerziellen Netzökonomie übrig hat. Als Facebook unerwartet im März den Kauf des Virtual-Reality-Spezialisten Oculus VR bekannt gab, reagierte Persson kurzerhand mit der Beerdigung von Plänen einer Kooperation zwischen Oculus VR und Mojang.

Allerdings könnte gerade der Deal zwischen Facebook und dem VR-Startup für Persson den Ausschlag gegeben haben, sich ebenfalls einen starken Partner zu suchen. Das ursprüngliche Vorhaben einer partnerschaftlichen Zusammenführung von Minecraft und Oculus VR verdeutlicht die Vision des Skandinaviers, Minecraft von den Limitierungen klassischer, nur begrenzt die Sinne ansprechender Gerätschaften befreien zu wollen. Vorstellbar, dass ihm Microsoft ein Angebot gemacht hat, bei dem Mojang auf die benötigten Ressourcen und das Know-how für entsprechende Schritte zugreifen könnte, ohne sich den auf Werbevermarktung und Datendurchleuchtung basierenden Werten unterwerfen zu müssen. Diese kritisierte Persson in der Vergangenheit scharf.

Sicherlich dürfte auch der Geruch des Geldes gelockt haben. Allerdings hat Persson schon seit längerem seine Schäfchen im dem Trockenen: Allein 2012 soll sein persönliches Einkommen bei 100 Millionen Dollar gelegen haben.

Nun bleibt aber erst einmal abzuwarten, ob sich die Informationen des Wall Street Journal als korrekt erweisen – und wie die Minecraft-Community reagiert. Persson hat sich in der Vergangenheit häufiger öffentlich abfällig über Microsoft geäußert. Um gegenüber seinen ihm bisher treu ergebenen Fans nicht jede Glaubwürdigkeit zu verlieren, wird er gute Argumente benötigen.


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